Vol. 7 | Ordnung, Moral und Zwang – Administrative Versorgungen und Behördenpraxis
Soziale Risiken waren in der Schweiz lange Zeit nicht ausreichend versichert. Ein Teil der Bevölkerung blieb im Bedarfsfall vom Ermessen der Fürsorge- und Vormundschaftsbehörden abhängig. Besonders arbeitslose, kranke oder verarmte Personen wurden in geschlossene Anstalten eingewiesen statt finanziell unterstützt. Die Gesetze ermöglichten es, solche administrativen Versorgungen mit «Arbeitsscheu», «Liederlichkeit» und «Trunksucht» zu begründen. Mit diesen moralisierenden Kategorien wiesen die Behörden die Schuld für die Versorgungen den Betroffenen zu. In den untersuchten Kantonen Freiburg, Schwyz, Waadt und Zürich hatten die getroffenen Massnahmen ausdrücklich den Zweck, zu disziplinieren und zu bestrafen.
Texte deutsch, französisch
Bühler Rahel, Galle Sara, Grossmann Flavia, Lavoyer Matthieu, Mülli Michael, Neuhaus Emmanuel, Ramsauer Nadja Ordnung, Moral und Zwang – Administrative Versorgungen und Behördenpraxis Ordre, morale et conrainte – Internements administratifs et pratique des autorités
Zürich, Chronos Verlag; Neuchâtel, Éditions Alphil; Bellinzona, Edizioni Casagrande, 2019 (Veröffentlichungen der Unabhängigen Expertenkommission Administrative Versorgungen 7) |
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