Kontext

Seit einigen Jahren wird die Geschichte der fürsorgerischen Massnahmen an Minderjährigen aufgearbeitet. Dass dies geschehen kann, ist nicht selbstverständlich. Betroffene haben nach Jahrzehnten ihr Schweigen gebrochen, Kulturschaffende das Unrecht thematisiert und in die Öffentlichkeit getragen und staatliche Institutionen den Willen zur politischen und historischen Aufarbeitung des Geschehenen gezeigt. Das Buch gibt Einblick in die fürsorgerischen Zwangsmassnahmen an Minderjährigen im 20. Jahrhundert und die Folgen des erfahrenen Unrechts. Es diskutiert Prinzipien und Leitvorstellungen, die mit der gesellschaftlichen Anerkennung und Aufarbeitung des Unrechts verbunden sind, und nennt die Mittel und Medien, dank deren die Gesellschaft für dieses Thema sensibilisiert worden ist.

Gehörlosenheime werden im nationalen Vergleich untersucht (u.a. aufgrund von Interviews und Akten), insbesondere mit Blick auf die Marginalisierung der Gebärden gegenüber der Lautsprache.

Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

Bis ins Jahr 1981 waren zehntausende Kinder und Jugendliche betroffen von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen. Heim- und Verdingkinder, Zwangssterilisierte und administrativ Versorgte litten unter Ausbeutung und Missbrauch. Historische Studien, Biografien und politische Vorstösse haben dazu beigetragen, dass der Öffentlichkeit klar wurde, wie viele betroffene Kinder und Jugendliche unter Ausbeutung und Missbrauch litten. Zu diesem dunklen Kapitel der Schweizer Geschichte gehört, dass sich auch kirchliche Verantwortliche, insbesondere im Heim- und Verdingkinderwesen, Verfehlungen haben zukommen lassen. Expertinnen und Experten aus Politik, Verwaltung, Kirche und Wissenschaft gehen erstmals der Frage nach, in welcher Art und Weise Vertreterinnen und Vertreter der reformierten Kirchen in die damalige Praxis fürsorgerischer Zwangsmassnahmen involviert waren und welche Lehren wir aus der Vergangenheit ziehen sollten.

Bis 1981 wurden im Kanton Zürich Kinder und Jugendliche in Heime weggesperrt, bei Pflegefamilien platziert und als billige Arbeitskräfte ausgenutzt. Frauen und Männer kamen zur «Nacherziehung» in Arbeitsanstalten oder wurden gegen ihren Willen in psychiatrische Kliniken eingewiesen. «Liederliche» und «arbeitsscheue» Menschen wurden entmündigt und sterilisiert. Von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen waren im Kanton Zürich bis 1981 zahllose Kinder, Jugendliche und Erwachsene betroffen. Die schweizerische Realität der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen ist geprägt durch ein enges, unübersichtliches Zusammenspiel der verschiedenen staatlichen Ebenen sowie öffentlicher und privater Verantwortungen. Die vier Buchbeiträge beleuchten unterschiedliche Aspekte dieser komplexen Realität anhand von Zürcher Quellen. Sie sind das Ergebnis eines Forschungsprojekts, das vom Regierungsrat des Kantons Zürich in Auftrag gegeben wurde.

Universität Luzern

Im Auftrag der Standeskommission haben Dr. Urs Hafner und Mirjam Janett die Geschichte des Kinderheims Steig nach dem Zweiten Weltkrieg aufgearbeitet. Sie haben dazu zahlreiche Zeitzeugen-Interviews geführt und die im Landesarchiv und im Archiv der Ingenbohler Schwestern überlieferten Dokumente ausgewertet.

Seit kurzem lässt sich verstärkt ein wissenschaftlicher Fokus auf die potentiell positiven Effekte nicht trotz, sondern gerade wegen vergangenen Stresserfahrungen auf die Gesundheit feststellen. Es wird angenommen, dass die Erfahrung eines gewissen Ausmasses an Widrigkeiten in der Kindheit bzw. Jugend eine unabdingliche Voraussetzung für die Entwicklung adaptiver Fähigkeiten ist, und diese wiederrum mit gesundem Altern in Verbindung stehen. Dieser Hypothese soll anhand von ehemaligen Verdingkindern und weiteren Personen aus der Allgemeinbevölkerung mittels Interviews und Fragebögen nachgegangen werden.

Universität Basel

Dokumentation und historische Aufarbeitung der Heimgeschichte Schweiz

Universität Basel

Universität Basel

Universität Basel

Fast 600 Kinder wurden zwischen 1926 und 1973 von der Stiftung Pro Juventute mit Hilfe der Behörden ihren Eltern weggenommen und in Pflegefamilien, Erziehungsheimen, Arbeitsanstalten, psychiatrischen Kliniken und Gefängnissen untergebracht. Die umfangreiche Studie legt dar, welche Familien vom «Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse» betroffen waren und wie die Kindswegnahmen begründet wurden.

Grundlagen zur Beurteilung der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen im Kanton Graubünden

Universität Zürich

Rathausen ist im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von früheren Heimgeschichten und dem Schicksal der Verdingkinder zu einem Synonym für Gewalt und Übergriffe an wehrlosen Kindern geworden. Die Stiftung für Schwerbehinderte SSBL hat 1982 die Klosteranlage Rathausen vom Kanton übernommen und in der Folge Wohnplätze für Menschen mit Behinderungen errichtet. Obwohl sie keine Nachfolgeorganisation der seinerzeitigen Trägerin ist, wird sie immer wieder mit der Geschichte des Ortes konfrontiert.

Auf der Basis verschiedenartiger Quellen konzentriert sich das Forschungsinteresse auf die Lebenswelten fremdplatzierter Kinder. Ausgehend vom Erleben der Einzelnen, wird der Blick frei auf das System der Fremdplatzierung im ländlichen Raum, wird das Wechselverhältnis von Strukturen und Individuen greifbar. Erstmals kommt dabei die vergleichende Perspektive über Kantons- respektive Landesgrenzen hinaus in einer historischen Untersuchung zum Tragen.

Universität Basel

Universität Zürich, ISEK - Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft

Universität Basel

Universität Zürich

Geschichte des Kinderheims und der Schulen St. Iddazell vor dem Hintergrund von Missbrauchsvorwürfen.

Universität Basel

Universität Basel

Rapport synthétique de 30 pages réalisé à la demande du Conseil d’Etat vaudois en réponse au postulat Dolivo déposé au Grand Conseil. Présentation des lois, évaluation statistique de la population internée et inventaire des archives.

Klärung der Aktenlage, statistische Erhebung zur Anzahl administrativ Versorgter, Beleuchtung Versorgungspraxis der Behörden und Handlungsspielraum der Betroffenen anhand vom Fallbeispiel Zwangsarbeitsanstalt Bitzi (Mosnang).

Beitrag zu Geschichte der Fremdbetreuung Archivbestände u. Interviews Historische Publikation zum Jubiläum des Bürgerlichen Waisenhauses Basel

Université de Fribourg

Universität Zürich

Das Schicksal von Kindern und Jugendlichen aus armen Familien, die im schweizerischen Sozialstaat in Familien oder Heimen fremdplatziert wurden, hat in den letzten Jahren grosses mediales Echo ausgelöst und ist ins Zentrum gesellschaftspolitischer Diskussionen gerückt. Das Themenfeld hat sich zudem seit kurzem zu einem neuen Forschungsschwerpunkt entwickelt. Dieser Band umfasst eine breite Sammlung von Beiträgen aus verschiedenen Sprachregionen und Landesteilen, die Einblick geben in kürzlich abgeschlossene oder laufende Forschungsprojekte. Der Band setzt so Akzente und beleuchtet die aktuelle Forschungslandschaft.

Universität Basel

Saisie au plus près des archives, voici l’histoire des enfants misés aux enchères descendantes (la «pouta misa», en patois) dans les villages fribourgeois: orphelins ou non, mais pauvres, ils étaient placés chez qui demandait le moins d’argent à la commune pour leur entretien. Une étude minutieuse et dépassionnée, menée dans huit communes du canton sur une longue période, de 1850 aux années 1930. Comment, pourquoi cette pratique a-t-elle été admise? Comment, pourquoi a-t-elle été si lente à disparaître?

Historiker Wolfgang Hafner hat im Auftrag von Integras die Entwicklung der Heimerziehung in der Schweiz von 1923 bis 1980 erforscht. Die Analyse macht den historischen Kontext sichtbar, in dem bestimmte pädagogische Haltungen auftauchen, und weckt das Verständnis für deren Zeitgebundenheit. Es ist eine Geschichte von «Königen» – so nannte der erste Präsident des Verbandes für Schwererziehbare (heute Integras) die Direktoren der Heime – und Betroffenen. Die Arbeit widmet sich den Themen: pädagogische Konzepte, Strafen, Bettnässer, Religion und Beziehungsfähigkeit. Persönlichkeiten der Heimerziehung dieser Jahre und ihre Aktivitäten werden beleuchtet. Das Buch endet mit der Heimkampagne und ihrer Wirkung auf die Heimerziehung. Es kann auf dieser Website unter Publikationen bestellt werden.

Universität Basel

Universität Basel

Universität Basel

Walter K., geboren 1939 in Luzern, wurde zwischen 1952 und 1969 administrativ versorgt. Er sass insgesamt etwa zehn Jahre zur «Nacherziehung» in Heimen und Strafanstalten ein. Der Film zeigt Walter zu Hause, wo er seine Geschichte erzählt: Er wird als neuntes von dreizehn Kindern in schwierige Familienverhältnisse geboren – schon vor seiner Geburt wurde seinen Eltern die Erziehungsgewalt über alle Kinder entzogen. Seine Odyssee durch verschiedenste Heime und Strafanstalten ist durch unzählige Akten dokumentiert, mit denen er im Film zum ersten Mal konfrontiert wird. Ausserdem wird er in die Strafanstalt Bellechasse begleitet, die ihm von allen Anstalten als schlimmste in Erinnerung geblieben ist. Im filmischen Porträt wird Walter nun die Möglichkeit gegeben, seine Geschichte zu erzählen, deren Ungerechtigkeit ihm bis heute unverständlich ist. Der Film soll aber auch als Beitrag zur Aufarbeitung des dunklen Kapitels der «Administrativen Versorgung» in der Schweiz verstanden werden.

Universität St. Gallen

Psychologische und biopsychologische Studien zu den Konsequenzen der Verdingung und administrativen Versorgung anhand einer Stichprobe von 140 ehemaligen Verdingkindern im aktuellen Alter von 61 bis 101 Jahren. Dazu wurden 50 alters- und regionsentsprechende Personen als eine Kontrollgruppe untersucht. Von den alt gewordenen Verdingkindern wurden weiterhin 59 (erwachsene) Kinder interviewt, um Aspekte der transgenerationalen Traumatisierung zu untersuchen.

Das Buch bietet einen Blick hinter die Mauern von Erziehungsanstalten im Kanton Luzern während der Jahre 1930 bis 1960. In sieben Teilstudien aus pastoraltheologischer, ethischer, historischer, pädagogischer und kirchengeschichtlicher Sicht bringt es das erfahrene Leid zur Sprache, fragt nach seinen Voraussetzungen und reflektiert das künftige kirchliche Wirken in diesem Bereich.

Universität Zurich