Die Staatsanwaltschaft Zürich nimmt den Brief eines ehemaligen «Zöglings» der Arbeitserziehungsanstalt Uitikon zum Anlass, Anstaltsdirektor Fritz Gerber (1893-1974) um eine Stellungnahme zu den darin enthaltenen Vorwürfen zu bitten. Anhand dieses Schriftwechsels wird deutlich, wie bestimmte behördliche Vorgänge jeweils unterschiedlich geschildert werden.

Der Versorgte schildert diese anders als der Anstaltsdirektor. Welche Begründungsmuster werden herangezogen und worauf stützen sich diese?

  

Umgang mit der Quelle

Zunächst klären wir ab, ob weiteres Quellenmaterial zum betroffenen «Zögling», z.B. in Form eines Personendossiers, vorhanden ist. So lassen sich die in den Quellen angeführten Sachverhalte möglicherweise in einen Zusammenhang stellen und besser einordnen. Allfällige weitere Gutachten oder Berichte von Betroffenen, Fürsorgestellen, Heimen oder Psychiatern können gewisse Vorgänge bestätigen oder widerlegen. Zur Arbeitserziehungsanstalt Uitikon befindet sich ein umfangreicher Bestand im Staatsarchiv Zürich. Weitere Personendossiers können ähnliche Beschwerden und Probleme im Umgang mit Behörden belegen. Im Archiv stehen zudem die Unterlagen zu einer umfangreichen Untersuchung der Jahre 1953/1954 , in der die hier genannten Vorwürfe gegen Direktor Gerber ebenfalls auftauchen. Auch Arthur Honeggers autobiografischer Roman «Die Fertigmacher» gibt hilfreiche Hinweise, um Quellen einordnen zu können.

 

Literatur zur Arbeitserziehungsanstalt Uitikon

Zur Arbeitserziehungsanstalt Uitikon und deren langjährigem Direktor Fritz Gerber hat die Historikerin Sonja Furger in jüngerer Zeit verschiedene Aufsätze geschrieben. Die Autorin beschreibt die Geschichte der Arbeitserziehungsanstalt seit ihrer Gründung im Jahr 1874 und geht dabei unter anderem auf das von Gerber ab 1926 entwickelte Erziehungskonzept ein.

 

Besondere Bemerkungen

Die Schutzfrist für Akten mit sensiblen Personendaten ist kantonal geregelt und beträgt im Kanton Zürich achtzig Jahre. Akten, die unter dieser Schutzfrist stehen, dürfen im Rahmen der UEK-Forschung üblicherweise nur transkribiert werden. Im Rahmen der Webpräsentation stehen jedoch anonymisierte Scans der Quellen zur Verfügung.

 

K. Heiniger

 

Angaben zum Bestand

Alle hier präsentierten Quellen befinden sich in folgendem Archivbestand:

Staatsarchiv Zürich (StAZH): Zöglingsakten Nr. 406 - Nr. 415.

Signatur: P 1301.63, Dossier Nr. 411.